Hallo zusammen,
wie wir alle mehr als zahlreich in den Medien lesen durften, werden unsere Insekten (aber auch Flora und Fauna im allgemeinen) immer weniger. Ich stelle hier definitiv keine Schuldfrage, ich möchte vielmehr über meine diesjährigen Erfahrungen berichten.
Vorab: Ich habe von der Regierung von Oberbayern eine Ausnahmegenehmigung zur Durchführung von Lichtfang-Zählungen für den Landkreis Eichstätt (=südliche Frankenalb) und für die kreisfreie Stadt Ingolstadt. Dazu habe ich noch einen ganzen Haufen Papiere für Tagfalter-Zählungen, Befahren landwirtschaftlicher Wege usw, also einen Berg dafür, dass ich Tag- und Nacht-Schmetterlinge zählen darf... Ferner habe ich unzählige Telefonate/Emails mit Landratsämtern und vor allem Jägern und Förstern gehabt, denn man will ja nicht als Wildschweinbraten enden.
P.S.: Ich habe wohl nicht alle Förster/Jäger erreicht, da gibt's einfach in diesen Ecken zu viele und einige fühlen sich offenbar verarscht, wenn man ihnen erklärt, dass man nachtaktive Insekten beobachten möchte...
Lange Rede kurzer Sinn: Ich war letztes Wochenende an meinem Stammplatz in Hepberg, dort, wo ich auch meine Tagfalter-Transekte für das TMD habe, leuchten. Da das ganze recht schnell unüberschaubar war, mit ca 300-500 Tieren, wollte ich dieses Wochenende zum einen:
1) Weit weg einer blühenden Weide
2) Jemanden dabei haben, der sich auskennt und mithilft.

Unser Andy (crazy collector) hat sich spontan dazu bereit erklärt, da am Samstag, den 14.4.2018 mitzumachen.

Unser Ziel (in dem Fall unfreiwillig nur das erste Ziel, aber dazu später) waren die Donauauen bei Ingolstadt. Zwischen den beiden zusammengehörigen NSGs Donauauen an der Kälberschütt und der Ochsenschütt gibt es eine kleine Brenne, die zu keinem NSG gehört und genau dort gings erst mal hin... Anbei ein Video zur Dämmerung:

Guten Abend bzw. guten Morgen zusammen.
Vom letzten Lichtfang-Wochenende (und teilweise von dem davor) hatte ich ja bereits berichtet. Nun ein kurzes Update zu diesem Wochenende.
Da ich gestern recht kaputt von der Arbeit war und noch kurz mit Manni und Michi geskypt hatte, ging es erst um 20:45 Uhr los - Auto hatte ich gepackt, also ab nach Hepberg (dort, wo ich auch wöchentlich Tagfalter zähle für das TMD). Dort angekommen habe ich meine Lampe(n) aufgebaut um zu sehen, dass für Lampe 2 das Kabel fehlt (lag daheim)... Egal, Lampe 1 tuts auch (sind beides LED Selbstbau-Teile mit Handy Powerbanks). Es kamen wie (dort) erwartet etliche Falter, aber doch deutlich weniger als zwei Wochen zuvor, da die Orthosien an diesem Ort praktisch durch sind. Dafür hatte ich Besuch! Ein Waschbär war mutig genug, mich dauerhaft zu erschrecken und final auch an der Lampe zu schnüffeln. Ich dachte das wären scheue Tiere? Naja, egal - ich hab mich wohl mehr erschrocken als das Tier, daher ist's fair^^.
Ich konnte 33 Arten nachtaktiver Großschmetterlinge zählen. Es waren aber nicht so viele Individuen pro Art, da man die Orthosien in Summe bereits an 2 Händen abzählen konnte und die "neuen" nicht zu zahlreich waren. Naja, bis auf ruficornis - die kommen dort häufig vor - also etwa 30 in 2 Stunden. Zudem kamen tau M und W ans Licht, wobei mich wunderte, dass doch so viele M auch nachts zu fliegen scheinen. Alles in allem war es schön - auch wenn ich bereits um 23 Uhr nur mehr müde Becher befüllt (zur Zählung) und um 23:15 Uhr wieder entleert hatte. Ich schätze, es waren etwa 100 Falter, allerdings waren einige Arten Einzelfunde, da wohl die Flugzeit gerade erst anfängt.
Heute war ich etwas motivierter - bin am Nachmittag die 15 Transekt-Abschnitte in Hepberg abgelaufen - und habe davor Fotos ausgewählter Nachtfalter von Gestern gemacht (sind in der Nutzergalerie) um sie Vorort wieder frei zu lassen.
Heute Abend hatte ich mir ein Trockental in der Umgebung von Böhmfeld vorgenommen. Dort angekommen, gegen 21 Uhr, stellte ich fest, dass das Gras im Tal schon patsch nass ist. Gegen 21:30 Uhr hatte ich guten Anflug, darunter einige Spanner, die Dauer-ruficornis, pavonia Weibchen, usw.... und um 22 Uhr kam nix mehr. Kein Wunder - ich hatte ne Sichtweite von vielleicht 3-10 Metern, wenn überhaupt, der Rest war "nebulös". Nun ja, ich hab dann beschlossen nochmal nach Hepberg zu fahren, hab jedoch in Böhmfeld ein Kabel verloren, eine LED geschrottet, weil ich nicht aufgepasst hatte, nasse Tücher und nasse Haxen bekommen...
In Hepberg war's dann deutlich wärmer - 5 km Luftlinie vom anderen Ort enfernt- da Trockenrasen Südseite. Es kamen: ruficornis (wieder 20), dazu noch ein Rest an Conistren und Orthosien (Summe ca 15), P. ridens (heute 2), aber auch ein paar neue Arten. Am meisten gefreut hat mich P. anceps, der Eichenzahnspinner. Dazu flogen dort erste rumicis. Die "Orthosia/Conistra"-Zeit ist also zumindest dort nahezu vorbei, neue Arten kommen. Trotz der wirklich suboptimalen nächtlichen "Leuchtstrategie" und all der Missgeschicke bin ich froh, das Wochenende genutzt zu haben. Nächstes Wochenende am 30.4. gegen Mitternacht ist Vollmond, Aufgang gegen 20:45 Uhr - Untergang gegen 6:30 Uhr morgens, also Dauerfeuer von "oben". Dazu sagt der Wetterbericht, dem ich bis Morgen traue, aber nicht länger, kalt an. Mal sehen wie es wird... Wenns nicht bewölkt ist und tatsächlich so frisch wie angesagt, kann ich nächstes Wochenende mal wieder Filme ansehen, ohne danach Listen zu schreiben^^
Auch wenn es heute vergleichsweise wenige Tiere waren - es waren wieder 6-7 neue Arten gegenüber gestern. In Summe sind das also ca 40 Arten nachtaktive Großschmetterlinge für dieses Wochenende. Bei den Kleinschmetterlingen finde ich noch nicht viele (für mich unterscheidbare) Arten. Ich denke, es dürften so 5-6 sein, plus ein paar Federgeistchen, die aber schwer bis nicht zu bestimmen sind.
Viele Grüße und schönen Sonntag
Steffen