Liebe Freunde und Kollegen,

Mittlerweile ist zwar schon eine gute Woche vergangen, ich möchte aber dennoch einen kurzen Bericht über unsere Exkursion in die Wachau hier für euch zusammenstellen.



Einleitend ist dabei zu erwähnen, dass die Natur dieses Jahr tatsächlich um einige Wochen hinterher hinkt. Das kühle Wetter des vergangenen Monats hat dazu beigetragen, dass sehr viele Arten ,die im letzten Jahr schon zahlreich flogen und vorkamen, heuer überhaupt nicht anzutreffen waren. Satt dessen konnten wir noch Anfang Juni etwa Saturnia phyrii, und L1 Raupen von Nymphalis polychloros finden.

Auch die im letzten Jahr zur selben Zeit sehr zahlreich fliegenden Amata phegea, fehlten heuer gänzlich.

Dennoch konnten wir einige wirklich besondere Arten entdecken und bestimmen. Nachfolgend eine kleine Zusammenstellung einiger Arten:


Zerynthia polyxena | Apature iris


Euplagia quadripunctaria | Iphiclides podalirius


Lymantria dispar | Polygonia c-album


Zygaena punctum | Grüner Pinselkäfer ??

Die Stimmung war ebenfalls super, hier vielen Dank an Steffen, Andi und Chris für Ihre Teilnahme. Natürlich möchte ich auch einige Photos der Teilnehmenden hier zum Besten geben:







Zusammengefasst kann ich sagen, dass das Wochenende ein voller Erfolg war, das Wetter hat mitgespielt, die Freunde auch, Falter und andere Gliederfüßer liesen sich bereitweillig fotografieren, und auch die Bierindustrie kam auf ihren Umsatz . Ich freue mich schon auf eine Wiederholung - der Jäger wohl nicht, aber das ist eine andere Geschichte.........

Liebe Grüße
Michael

Guten Abend zusammen,
tja, es ist schon ein paar Tage her, aber ich möchte meine Fortsetzung der Geschichte nun auch gerne an den Mann/die Frau/X bringen...
Zunächst möchte ich mich sehr herzlich bei Michi bedanken, der uns nicht nur am ersten Abend hospitiert hat, sondern auch die Folgetage orts- und sachkundig betreut hat. Nochmal ein dickes "Merci" von mir!
Kommen wir nun zu Michis letzten Worten in seinem Beitrag: "Ich freue mich schon auf eine Wiederholung - der Jäger wohl nicht, aber das ist eine andere Geschichte..."
Genau da geht meine Geschichte nun weiter :-)
Nun, was ist passiert?
Michi, Tipple und das restliche EP Team hatte eine Ausnahmegenehmigung zum Fang und zur Entnahme von Insekten in Niederösterreich, inklusive dem Lichtfang. Auflage ist klar: Daten melden! Letzteres ist ohnehin selbstverständlich.
Den ersten Abend leuchteten wir bei Michi zuhause auf dem Balkon, der Anflug war (wie überall zu dieser Zeit in diesem Jahr) recht überschaubar, aber die gewonnenen Daten sind wertvoll.
Am zweiten Abend leuchteten wir in der Wachau, in der Umgebung von Dürnstein in den Weinbergen. Schon tagsüber trafen wir Leute, die interessiert gefragt haben, was wir da fotografieren. Nach Erklärung der Sachlage fanden das alle nicht nur interessant, sondern auch sinnvoll. Nun, es dämmerte und wir parkten die beiden Autos in einer Kehre (nicht im Weinberg, sondern auf der Straße!) und begannen, die Lampen aufzubauen. Wieder kamen Autos vorbei und ein (vermutlich!) Grundbesitzer fragte, was wir da vor hätten. Wir erklärten unser Anliegen und dieser fand ebenfalls, dass ein Insekten Monitoring wichtig sei. Auch ein Jeep mit einem etwas älteren Herren, der wie ein Jäger/Förster wirkte, schenkte uns einen bösen Blick. Kaum war es dunkel, wechselten wir uns dabei ab, Raupen zu suchen oder an den Lampen zu stehen. Ich sollte dazu sagen, die Lampen waren Schwarzlichtlampen und nicht störend hell. Nun, ich hatte den Job, an der unteren Lampe zu sitzen als der Jäger/Förster/Grantler wieder vorbei kam. Er hielt an und murrte mich an, was das den soll und ob wir dafür eine Genehmigung hätten. Ich erklärte ihm was wir tun und dass wir eine Genehmigung hätten. Er wollte wissen, wer diese ausgestellt hätte und ich erklärte ihm, dass diese amtlich über Niederösterreich erfolgt ist. Daraufhin motze er mich an, dass "des a Schmarrn sei, weil nur der Grundbesitzer das erlauben kann und der Rest völlig belanglos wäre". Nun gut, ich als "Ausländer" dachte mir, ich rufe Michi und Tipple dazu, da ich dachte, der gute Mann mag halt einfach keinen Bier trinkenden Bayern vor ner Lampe sehen... Leider wurde der gute Mann auch dann nicht ruhig und erklärte lautstark, dass wir hier keine Wissenschaft machen würden, SONDERN EIN GESCHÄFT! Das hat er mehrfach betont. EIN GESCHÄFT! Es ging so weit, dass er uns anzeigen wollte, weil wir illegal eine Straßenkehre mit einer Lampe versehen haben, da auch die Kehre ja jemandem gehören würde, den wir nicht gefragt haben und er verabschiedete sich mit den Worten: Ich schicke euch jetzt die Polizei, die Eurem GESCHÄFT ein Ende machen wird. Michi war natürlich sehr erfreut über den Deppen und empfahl ihm, die Polizei zu schicken... Ich war etwas angepisst, denn unfreundliche Kasperl, die mir ein Geschäft unterstellen, das es absolut nicht gibt, mag ich eben nicht gerne. Und, kam die Polizei? Nö, wir haben weiter geleuchtet, sind unserem MEGA GESCHÄFT nachgegangen (dazu unten eine kurze Rechnung) und nix ist passiert...
Dennoch habe ich ein ungutes Gefühl gehabt, denn in Bayern ist sehr viel Staatseigentum und wenn ich eine Genehmigung für Lichtfang habe, dann brauche ich nicht noch jemanden zu fragen, wenn ich an einer Straße stehe, aber gut, andere Länder - andere Sitten, andere XX - andere YY.
Der nächste Abend brachte uns an einen anderen Ort, den wir zufällig tagsüber entdeckten. Der Anmarsch war anstrengend, nen steilen Hang hinauf (Michi ist dort auch runter gesegelt) und wir dachten, auf dieser Wiese am Waldrand nervt sicher keiner. Lampe an, dunkel wird's, 23 Uhr ist's. Plötzlich gehen Taschenlampen an! Zwei Herren, ein Jäger und der Jagdvorsteher stehen vor uns. Sie haben die Autokennzeichen fotografiert, Michis Ausweis mit der Genehmigung fotografiert, meinen LED Leuchtturm fotografiert... aber sie waren relativ freundlich. Natürlich wollten sie wissen, was da los ist und die erste Frage war wieder: Sind die Grundstückseigentümer informiert? Wenn nicht, wäre das ein großes Problem! Naja, ich habe versucht, dem guten Mann zu erklären, dass ich Samstag Nacht schlecht in der Gemeinde nachfragen könnte, wem der Wald, das Feld und die Wiese gehören würde, und ich glaube, er hat es auch verstanden. Der Jagdvorsteher hat sich inzwischen von Michi ein paar Insekten zeigen lassen, die am Turm gesessen sind, unter anderem Hirschkäfer und Schwärmer. Alles in allem waren sie eigentlich sehr freundlich und interessiert, mussten aber alles dokumentieren, falls der Grundbesitzer nachfragen sollte.
Nun, als die Leuchtnacht zu Ende ging, fuhren Andy und ich zurück zur Pension, und - juhu - an der Bar war noch Licht an. Ich dachte mir, da kaufste noch ein Bier und gut ists. Weit gefehlt, ich wurde in eine politische Diskussion über alles mögliche involviert und als ich nach einiger Zeit, in der man mir klar gemacht hat, dass Deutschland seit 2015 am untergehen ist, dachte ich, ich frag mal die Anwesenden (3 Jäger!) wie sie über Insekten und unseren Lichtfang denken. Interessant war, dass es grundsätzlich alle sehr gut fanden, wenn sich jemand damit beschäftigt. ABER: Alle haben mir gesagt, dass sie mich vertreiben würden, wenn ich ohne deren Zustimmung und der Zustimmung des Grundbesitzers dort eine Lampe aufstellen würde... Man ist sehr stolz auf Eigentum oder Pacht, lässt gern gewähren, aber ohne gefragt geworden zu sein würde man krawutisch (=sehr sehr böse) werden. Nun ja, ich habe durchaus etwas gelernt, und das ist: Genehmigung in Niederösterreich ist toll, man bekommt die auch, nur bringt die nix, denn jeder Grashalm und jedes Steinchen gehört jemandem, und diese Person will gefragt werden. Ich denke, diese Person wird (fast) immer ja sagen, aber ohne zu fragen leuchte ich in NÖ nimma!

So, final noch was zu unserem MEGA GESCHÄFT: Ich habe nach der Leuchtnacht in der Wachau meinen Beruf gekündigt. Grund: Ich wurde stein reich! Ich kann nur jedem empfehlen, mit Lichtfang Geld zu machen. Ich rechne mal vor: Anreise Wachau für Andy und Mich, Tipple und Michi + einige Übernachtungen in einer Pension + Essen und Getränke + Lichtfanganlage (bzw. Verschleiß) = 700 Euro. Falter gesehen/fotografiert in der Wachau entspricht einem Börsenpreis von max 20 Euro. Dazu viele lange Tage und kurze Nächte, die ich nicht bepreisen möchte... Ich glaube, dass -680 Euro ein super Geschäft sind... Juhu, ich verstehe den guten alten Mann, der davon ausging, dass wir alle reich werden - reich an Erfahrungen schon, ansonsten sicherlich nicht, was auch gut ist.

Unabhängig davon war es schön, auch wenn in diesem Jahr nach dem kalten April/Mai in Spanien, in Österreich, in den Alpen, in Bayern und vermutlich auch an einigen anderen Orten leider nur ein trauriges Lichtfangergebnis und auch bei Tagfaltern teilweise richtig wenig zu erwarten ist. Es trifft nicht alle Arten, aber einige haben ganz sicher unter der Witterung gelitten. Ich habe zum Beispiel auf meiner Transekt-Strecke noch nie so wenige Bläulinge seit Anfang Mai bis heute vorgefunden wie in diesem Jahr... Hoffen wir dennoch das beste, die Natur ist zäh und dort wo der Mensch den Lebensraum nicht vernichtet, werden sich witterungsbedingte Schwankungen (die es immer gibt und geben wird) sicher auch wieder beruhigen - zumindest hoffe ich das, ich alter Optimist ;-)

Schöne Grüße
Steffen